Die Kulturgeschichte des schwulen Analverkehrs im Film
Analverkehr unter schwulen Männern ist spätestens seit den 90er Jahren – offenbar als Folge von HIV/AIDS – weitgehend enttabuisiert und in Filmen überaus facettenreich inszeniert: In Die 120 Tage von Sodom nach Marquis de Sade ist er eine Perversion und in Querelle nach Jean Genet eine Sühne. In Wir Kinder vom Bahnhof Zoo wird Analverkehr auf Beziehungsebene und in Der bewegte Mann in einer Männergruppe diskutiert. Je nach kulturellem und persönlichem Hintergrund ist es von großer Bedeutung, ob ein Mann aktiv oder passiv ist.
Nicht immer wird der Analverkehr deutlich benannt bzw. gezeigt. Eine Serie wie die Simpsons, die sich auch an Kinder richtet, arbeitet oft nur mit dezenten Anspielungen. Viele Regisseure greifen auf filmische Metaphern zurück: Mit Stierkampf (Pedro Almodovar), der Einfahrt eines Zuges in einen engen Tunnel oder dem Reiten auf einem Pferd zeigen Autoren und Regisseure ihren individuellen Ausdruck für schwulen Analverkehr.
Neben einvernehmlichen Sex werden auch anale Vergewaltigungen wie in Pulp Fiction aufgegriffen. Sie scheinen für das männliche Mainstream-Publikum immer noch einfacher vorstell- und damit filmisch umsetzbar, als die (zensierte) Sexszene in Brokeback Mountain.
Anhand von rund 350 Filmen wird hiermit erstmals der wechselhafte Umgang mit schwulem Analverkehr in unterschiedlichen Filmgenres zwischen Leidenschaft, Diskriminierung, Kommerzialisierung und Zensur beschrieben.
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