Star Trek - Enterprise

Selbst vorsichtige Anspielungen auf Homosexualität sind in Enterprise nicht zu finden. Charlie „Trip“ Tucker wird in einer Folge von einem außerirdischen weiblichen Wesen schwanger (ENT 5). Es wird nun einerseits moralinsauer darüber diskutiert, wieweit intime Beziehungen zwischen einen Sternenoffizier und einer Außerirdischen gehen dürfen und andererseits macht man sich gezielt über ihn lustig. Statt wie früher unterhaltsam und intelligent über Geschlechterrollen zu reflektieren, setzt man den eigenen Kollegen lieber gezielt zusätzlich auch dem Gespött der Klingonen aus. Humor und Sensibilität sieht anders aus.



Fazit

Science-Fiction-Filme sind, auch wenn sie in der Zukunft spielen, nur eine Abbild der Gegenwart, mit unserer heutigen Sicht auf Gegenwart und Zukunft. Auch Star Trek trifft dies in einem besondern Maße zu, da die Produzenten sich eng am Zeitgeist orientiert haben. Der kalte Krieg des Westens mit der UDSSR wurde z.B. mit der Einführung der Klingonen verarbeitet, und auch mit Kommentaren über die Fortbewegungsmittel des 20. Jahrhunderts (Automobile in TNG 12) wird unserer heutigen Gesellschaft eher ein Spiegel vorgehalten als eine zukünftige Welt gezeigt. Die im Film angebotenen Identitätsmuster spiegeln somit auch wieder, wie der jeweilige Zeitgeist der vorangegangenen Jahrzehnte zur Homosexualität eingeschätzt wurde und sich verändert hat.

In einem Bereich außerhalb von Homosexualität hat Star Trek mit einer gezielten Provokation Filmgeschichte geschrieben. So gab es 1968 den ersten Kuss zwischen einem weißen Mann (Kirk) und einer schwarzen Frau (Uhura) im US-Fernsehen bei Star Trek zu sehen (Cl 65). Die Proteste bleiben nicht aus und viele Bundesstaaten verweigerten die Ausstrahlung. Die Auseinandersetzung um diesen Kuss zeigt auf, mit welchen Problemen man es zu tun bekam, wenn sich in einem emanzipatorischen Geist für Minderheiten einsetzt. An einer offensiven positiven Auseinandersetzung mit Homosexualität war wohl kaum zu denken. Es hätte aber zumindest die Möglichkeit gegeben nicht negativ über Schwule und Lesben zu berichten, statt sie nur als klischeehaft zu behandeln. Dass Homosexualität in das Toleranzgebot eingeschlossen war, ist in der Anfangszeit nicht festzustellen. Ehe im Gegenteil: Die Classic-Serie kann als deutlich homophob bezeichnet werden.

In den 80er und 90er Jahren lässt sich die gesellschaftliche Entwicklung auch an der Verarbeitung des Themas Homosexualität ablesen. Das weitgehende Tabu von Homosexualität im Film löste sich Mitte bis Ende der 80er Jahre bereits auf und die Medien fingen damit an vermehrt über Schwule zu berichten. In den Serien Denver Clan (seit 1981) und Lindenstraße (seit 1985) gab es bereits die ersten Serienschwulen. In Star Trek ist allenfalls zu beobachten, dass Homosexualität langsam differenzierter verarbeitet wurde. Neben klischeehaften Darstellungen gab es erste emanzipatorische Ansätze. Für die 90er Jahre war das wenig. Ob die Produzenten dabei überhaupt emanzipatorische Ziele verfolgten oder nur auf die verkaufsfördernde Wirkung von Provokationen hofften, bleibt zudem offen.

Auch in den beiden anschließenden Produktionen Deep Space Nine und Voyager sucht man vergebens nach der bereits 1991 von Star Trek-Erfinder Gene Roddenberry angekündigten positiven homosexuellen Figur (s. Advocate, Juli; August 1991). Die Deep Space-Folge Wiedervereinigt ist die wohl direkteste Form der Auseinandersetzung mit Homosexualität. Aber auch ein lesbischer Zungenkuss, der heterosexuellen Männerphantasien entgegenkommt, war 1995 im Fernsehen nichts Besonderes mehr. Einen schwulen Zungenkuss hätten sie sich vermutlich nicht getraut. Daneben gibt es noch jede Menge Folgen, in denen Homosexualität nur sehr verdeckt thematisiert wird und die damit bisherige Entwicklungen negieren.

Kritiker schrieben schon 1997, dass mit wachsendem Erfolg der Serie bei den Autoren ein Rückgang an Experimentierfreude und Mut anzumerken sei. (s. Hellmann und Klein: Unendliche Weiten…, 1997, S. 10-16). Dies hat sich nicht nur bei Voyager, sondern auch bei Enterprise gezeigt. Die Produzenten haben bei den neueren Produktionen genau auf das verzichtet, was diese Serie über Jahrzehnte so liebenswert und unverwechselbar gemacht hat: Mut und Kreativität.